
Kardinal Re bittet für Konklave um richtigen Papst für "Wendepunkt der Geschichte"

Mit einer Messe im Petersdom haben sich die Kardinäle im Vatikan auf das am Mittwochnachmittag in der Sixtinischen Kapelle beginnende Konklave eingestimmt. In seiner Predigt appellierte der Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, an die Wahlberechtigten, einen zu den Herausforderungen der Zeit passenden Nachfolger des verstorbenen Papst Franziskus zu finden. Es müsse ein Papst bestimmt werden, "den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen und komplexen Wendepunkt der Geschichte" brauche.
Kardinal Re forderte zum Gebet für eine gute Papstwahl auf: "Beten wir, dass Gott der Kirche den Papst gebe, der es am besten vermag, die Gewissen aller wie auch die moralischen und spirituellen Kräfte in der modernen Gesellschaft zu wecken, die von großem technologischen Fortschritt geprägt ist, aber dazu neigt, Gott zu vergessen", sagte er. Die heutige Welt erwarte viel von der Kirche im Hinblick auf die Bewahrung jener grundlegenden menschlichen und geistlichen Werte, die dem Zusammenleben der Menschen diene.
Als eine der wichtigsten Aufgaben für den neuen Papst bezeichnete Kardinal Re es, die Gemeinschaft zu festigen - sowohl die aller Christen, als auch die Gemeinschaft der Bischöfe mit dem Papst. Ein neuer Papst müsse auch für die Einheit der Kirche eintreten - "eine Einheit, die nicht Gleichförmigkeit bedeutet, sondern eine feste und tiefe Gemeinschaft in der Verschiedenheit, solange man dem Evangelium ganz treu bleibt".
In den Gesprächen im Vorkonklave hatten sich teils unterschiedliche Lager unter den Kardinälen gezeigt. Es gab diejenigen, die den Weg von Papst Franziskus mit Reformen fortsetzen wollen - andere, eher konservative Stimmen, forderten hingegen eine stärkere Rückbesinnung auf Traditionen. Insbesondere die seit Franziskus mögliche Segnung homosexueller Paare ist unter konservativen Katholiken umstritten.
Kardinal Re wäre als Kardinalsdekan eigentlich durch sein Amt auch der Leiter des Konklaves. Da er wegen seines Alters von 91 Jahren nicht mehr wahlberechtigt ist, übernimmt dieses Amt nun die bisherige Nummer Zwei des Vatikan, Kardinal Pietro Parolin. Parolin zählte zu den Favoriten für die Papstwahl.
Am Mittwochnachmittag ziehen um 16.30 Uhr die 133 Kardinäle, die über den 267. Papst abstimmen werden, feierlich in die Sixtinische Kapelle ein. Unter den weltberühmten Fresken von Michelangelo stimmen sie von der Außenwelt abgeschirmt in geheimer Wahl so lange ab, bis sich eine Zweidrittelmehrheit auf ein neues Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken weltweit geeinigt hat.
Der erste Wahlgang ist noch am Mittwoch geplant. Ist ein neuer Papst gewählt, steigt weißer Rauch im Vatikan auf, zudem läuten die Glocken des Petersdoms. Franziskus, der erste südamerikanische Papst überhaupt, hatte der katholischen Kirche zwölf Jahre vorgestanden. Er war Ostermontag gestorben.
A.Smith--SFF