
Polen spricht von "Durchbruch" im Streit mit der Ukraine über Massaker in 1940er Jahren

Im Streit zwischen Kiew und Warschau um ein in den 1940er Jahren von ukrainischen Nationalisten verübtes Massaker ist es polnischen Angaben zufolge zu einem "Durchbruch" gekommen. Die Überreste von 42 Menschen seien aus einem Massengrab in der ukrainischen Region Wolhynien exhumiert worden, was einen "sozialen, politischen, diplomatischen Durchbruch" darstelle, sagte Polens Kulturministerin Hanna Wroblewska am Mittwoch vor Journalisten. Die Exhumierung der polnischen Opfer des Massakers sei "das Ergebnis jahrelanger Gespräche".
Bei den von 1943 bis 1945 begangenen Massakern töteten Mitglieder der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) bis zu 100.000 Polen in der Region Wolhynien in der heutigen Nordwestukraine. Bis 1939 gehörte das mehrheitlich von Ukrainern bewohnte Wolhynien zu Polen. Durch den Hitler-Stalin-Pakt wurden die Gebiete dann der zur Sowjetunion gehörenden Ukraine zugeschlagen.
Laut dem Forensik-Experten Andrzej Ossowski, der an der Ausgrabung in der Ortschaft Puzniki in Wolhynien beteiligt war, handelte es sich bei den 42 ausgegrabenen Skeletten um "mindestens elf Minderjährige, die Überreste von mindestens 16 Frauen und zehn Männern". Die Skelette sollen in Polen weiteren Laboranalysen unterzogen und nach deren Abschluss im August in Puzniki beerdigt werden.
Im vergangenen Jahr hatte Uneinigkeit über das Massaker von Wolhynien zu diplomatischen Streitigkeiten zwischen Kiew und Warschau geführt, die hinsichtlich des russischen Einmarschs in der Ukraine Verbündete sind.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sorgte dabei für Kontroversen, als er bei einem Besuch in Polen sagte, die Nachbarländer sollten die "Geschichte den Historikern überlassen und gemeinsam die Zukunft gestalten". Daraufhin hatte der polnische Vizeregierungschef Wladyslaw Kosiniak-Kamysz erklärt, die Ukraine werde nicht in die Europäische Union aufgenommen, bis der Streit um die Geschichte gelöst sei.
K.Gray--SFF